Schützenverein Oostal 1905 e.V.

Baden-Baden

Historie

Schützenklub "Waldheil"

 

Wie schon im Mittelalter Menschen gleicher Interessen sich zu Zünften zusammenschlossen, so finden sie sich in neuerer Zeit in Vereinen oder, modern ausgedrückt, in Clubs zusammen. Die Schützen gehören seit eh und je zu den Männern, die das Herz auf dem rechten Fleck haben.

 

Die Vereinsgründung des "Schützenklub Waldheil" erfolgte am 24. Januar 1905 im Gasthaus zum "Goldenen Schiff" in Baden-West. Gründungsmitglieder waren die Herren Heinrich Mayer, Gottfried Stahlberger, Richard Frank, Julius Bonn sen., Bernhard Doll, Bernhard Neunzig, Georg Vetter, Julius Gußhurst und Wilhelm Weishaupt. Zum ersten Schützenmeister wurde Heinrich Mayer gewählt, der die Vereinsgeschicke bis zum 26. Februar 1910 leitete. Der Wahlspruch des Vereins lautete: "Üb Aug und Herz für's Vaterland".

 

Das Schiff wurde dann auch gleich zum Schießlokal bestimmt. Durch Werbung und kameradschaftlichen Geist erreichte der junge Club sehr bald eine ansehnliche Mitgliederzahl. Das erste öffentliche Auftreten, unter Mitwirkung des Männergesangvereins "Concordia", war auf einem Gartenfest am 30. Juli des gleichen Jahres. Große Sympathien wurde erworben, aber auch einige Mark eingenommen, die der eben erst gegründete Verein gut gebrauchen konnte. Ein neues Gewehr konnte gekauft werden und ein Waffenschrank wurde angeschafft. Die Beteiligung am Schießen wurde immer reger.

 

Am 4. Februar 1906, zum ersten Stiftungsfest, fand bereits ein großes Preisschießen statt. Einer Einladung des Schützenklubs "Flobert Tiergarten" konnte man auf Grund des eigenen Festes leider nicht folgen. Zum angesagten Gruppenschießen bei Flobert Tiergarten schickte der Verein jedoch eine Mannschaft, die mit einem 3. Platz und einem errungenen Silberpokal zurückkehrte.

 

In der Generalversammlung vom 06. Oktober 1906 wurde die Anschaffung einer Königskette beschlossen. Die Versammlung war einstimmig der Meinung:

 

"Da das Jahr 1906 ein Jubiläumsjahr ist, wie es in der Geschichte nicht oft

vorkommt, da unser aller geliebter Fürst und Regent von Baden, Großherzog

Friedrich, seinen 80. Geburtstag, seine Goldene Hochzeit, die Kronprinzessin

Von Schweden ihre Silberne Hochzeit feierte, eine Schützenkette anzuschaffen,

um unseren Nachkommen ein Symbol echt deutscher Treue für Fürst und

Vaterland zu hinterlassen. Diese Kette, welche die Bildnisse verschiedener

Deutscher Fürsten trägt, wurde von Bürgern der Weststadt und Mitgliedern gestiftet

mit dem Bemerken, sollte sich der Verein einmal auflösen, so soll diese Kette

laut Urkunde dem Museum der Stadt Baden-Baden einverleibt werden".

 

Zum ersten Königsschießen am 27. Januar 1907 war sie bereits von der Firma Hirschmann und Koch, Juweliere in Baden-Baden, fertiggestellt. In alter Überlieferung gilt in einem Schützenverein die Königskette neben der Fahne als das höchste Ideal. Nur wertvolle Münzen in Gold und Silber und besonderer Prägung sollten sie schmücken. Der erste Schützenkönig des Vereins, dem diese herrliche Kette in feierlicher Zeremonie überreicht werden konnte, hieß "Franz Boos". Inzwischen schmückt die Kette Münzen und Prägungen wie von

 

Seiner Hoheit Großherzog Friedrich I. von Baden,

Seiner Hoheit König von Schweden,

Seiner Hoheit Prinzregent Luitpold von Bayern,

Seiner Hoheit Großherzog Friedrich II. von Baden und

Seiner Hoheit Kronprinz Wilhelm.

 

In sportlicher Hinsicht stand der Verein schon ziemlich früh auf höchster Stufe. In Straßburg konnte die erste Mannschaft, trotz schärfster Konkurrenz, den ersten Gruppenpreis erringen. Der schießsportliche Auftrieb war deutlich spürbar. Auch im "Oosgau" dem man als Baden-Badener Verein angehörte, war man aktiv. So beim Bundespreisschießen am 14. Oktober 1906, das vom Schützenklub "Flobert Tiergarten" im Erbprinzen ausgerichtet wurde.

 

Beim 1. Preisschießen des Schützenklubs Eichenwald Balg am 9. Juni 1907 konnten die Waldheil-Schützen den 2. Gruppenpreis erringen und einen wunderschönen Silberpokal, der heute noch zu bewundern ist, mit nach Hause nehmen.

 

Ein eigenes großes Preisschießen vom 25. Januar bis 9. Februar 1908 wurde anlässlich des 3jährigen Bestehens im Schießlokal zum "Goldenen Schiff" ausgerichtet Am 16. Februar fand dann das große Festbankett mit Siegerehrung und Preisverteilung statt. Eingeladen waren alle Brudervereine der Stadt. Anscheinend war das Interesse an diesem Preisschießen riesengroß, denn es musste "wegen eingetretener Hindernisse" in das Gasthaus "Zum Anker" verlegt werden. Das 2. Königsschießen von "Waldheil" war ebenfalls mit diesem Fest verbunden. Geschossen wurde auf eine 20 kreisige Adlerscheibe. Schützenkönig mit dem besten Schuss wurde Bernhard Neunzig.

 

Wie bei allen Vereinen damals üblich, veranstaltete auch der "Schützenklub Waldheil" am 8. Juni 1908 ein großes Gartenfest im Gasthaus zum "Goldenen Anker". Für die "werte Einwohnerschaft der Weststadt" war ein großer Glückshafen aufgebaut und für die Schützen der "Brudervereine" wurde ein großes Gabenschießen ausgerichtet. Bei solchen Gabenschießen waren wertvolle Preise zu gewinnen.

 

Am 23. Juni 1908 beteiligte sich der Verein am V. Meisterschaftsschießen des "Oosgau" Kreises.

 

Zum 7. Badischen Bundesschießen, das vom 26. bis 28. Juli hier stattfand, beteiligten sich Schützen aus dem ganzen badischen Land. Auf dem großen Festplatz, den ehemaligen Fritonschen Wiesen (heute Amt für öffentliche Ordnung) waren 42 Schießstände aufgebaut. Und wie immer bei solchen Schießen, gab es hier äußerst wertvolle Preise zu gewinnen. Das ehemalige Regiment der 111er aus Rastatt stellte neben den Schützen Aufsicht und Anzeiger. Die ganze Weststadt prangte im Fahnenschmuck und die Bevölkerung bereitete dem Festumzug einen wahren Blumenregen.

 

Vom 26. Februar 1910 bis zum 2. März 1912 war das Amt des 1. Schützenmeisters in den Händen von Karl Singer. Nach ihm folgte vom 2. März 1912 bis zum 21. Februar 1914 Gustav Hartmann.

 

Der 2. Weltkrieg stellte auch "Waldheil" vor große Probleme. Durch die Kriegsjahre 1914 bis 1918 wurde eine weitere Aufwärtsentwicklung jäh unterbrochen. Schon kurz nach Ende des Krieges, am 15. Januar 1919, rief der damalige Schützenmeister Rudolf Anselment (Schützenmeister vom 21. Februar 1914 bis 11. Februar 1922) seine ehemaligen Kameraden und Mitglieder zu einem Neuanfang zusammen. Die Waldheilschützen ließen sich nicht entmutigen. Viele Hindernisse mussten überwunden werden. Das Jahresprämienschießen, das Königsschießen und andere, wurden wieder regelmäßig durchgeführt. Zu den schönsten Veranstaltungen des Vereins gehörten die Königsfeiern, welche jedes Mal nach dem Königsschießen veranstaltet wurden. Es waren immer vortreffliche Familienfeste.

 

Unter dem neuen 1. Schützenmeister Josef Rahner (vom 11. Februar 1922 bis nach der Wiedergründung) reifte im Spätjahr 1924 der Wunsch, für den Verein ein schöne Fahne anzuschaffen. Eine Fahnenkasse wurde angelegt und Spenden gesammelt. Bald waren die Mittel vorhanden. Bei der Firma Geschw. Ruh in Biberach konnte die Fahne bestellt werden. Ein wahres Schmuckstück hatte die Firma Ruh angefertigt, das nun Eigentum des Vereins wurde. Der 21. Juni 1925 war der Festtag der Fahnenweihe. Unter großer Anteilnahme aller Vereine der Weststadt und der Bevölkerung wurde dieser Festtag begangen. Es war ein schönes Zeichen des Zusammenhalts in Baden- Scheuern.

 

Das 25. Stiftungsfest wurde mit dem Bundesschießen des Mittelbadischen Schützenbundes Hohenbaden verbunden.

Am Sonntag, den 5. Januar 1930 fand im Gasthaus "zum Engel" in Ottersweier eine erweiterte Vorstandssitzung des Mittelbadischen Schützenbundes "Schloß Hohenbaden" statt. Herr Bundespräsident Arno Weisbach, Baden-Oos, eröffnete nachmittags um ½ 3 Uhr die Sitzung mit einem Rückblick auf das verflossene Jahr und bat die Vertreter der Vereine auch 1930 treu zum Bunde zu halten, damit man nach Ablauf dieses Jahres ebenfalls Erfolge zu verzeichnen hat. Unter Punkt eins fiel die Aufnahme des neuen Schützenvereins "Merkur" Baden-Baden in den Bund. Den Hauptpunkt des Tages bildete das Vergleichsschießen 1930. Die neue Klasseneinteilung der Vereine gab Anlass zu größeren Beratungen. Die neue Klasseneinteilung sah dann wie folgt aus:

Klasse A: Schützenverein "Jagdschloss" Baden-Baden, "Jägerlust" Baden-Oos, "Flobert" Baden-Baden, "Hubertus" Ottersweier, Forbach e.V. und Huzenbach.

Klasse B: Schützenverein "Altenburg" Sinzheim, "Eichenwald" Balg, "Freundschaft" Steinmauern, "Favorite" Förch, "Waldheil" Baden-Baden und "Freundschaft" Muggensturm.

Klasse C: Schützenverein "Schartenberg" Eisental, "Altstadt" Baden-Baden, "Edelweiß" Illingen, "Frisch Auf" Rastatt, Elchesheim und "Merkur" Baden-Baden.

Nach Beendigung aller Regularien konnte Herr Weisbach die harmonisch verlaufene Sitzung mit einem "Gut Ziel" beschließen.

 

Das 25.Stiftungsfest wurde mit dem 5.Bundesschießen des Mittelbadischen Schützenbundes Hohenbaden verbunden. Vom 11. bis 13. August 1930 waren es wiederum echte Schützenfesttage in der Weststadt, die glänzend vorbereitet und einen ebenso glanzvollen Verlauf nahmen. Beim Gruppenschießen konnte der Verein in der Klasse A und B jeweils den ersten Gruppensieg erringen.

 

In den folgenden Jahren wurden nach vielen Besprechungen und Verhandlungen der Bau eines Kleinkaliber Standes beschlossen und durchgeführt. Gebaut wurde dieser Schießstand auf dem Grundstück des Gasthauses "zum Anker" in der Weststadt (heute zwischen Ankergelände und der Theodor Heuss-Schule). Am 18. August 1935 konnte der Schießstand nach einem feierlichen Festakt seiner Bestimmung übergeben werden. Die Einweihung der Kleinkaliberanlage war natürlich mit einem Preisschießen und einem großen Gartenfest verbunden. Bei der Jugend fand das Kleinkaliberschießen reges Interesse. Das Zimmerstutzenschießen wurde jedoch immer noch sehr gepflegt.

 

Mit der Kleinkaliberanlage auf dem Ankergelände schien der Verein ganz in das neue Domizil umgezogen zu sein. Im Nebenzimmer der Gaststätte wurde mit dem Zimmerstutzen geschossen. Das ehemalige Vereins-Gasthaus "zum Schiff" konnte dies nicht bieten

 

Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges kamen alle sportlichen Aktivitäten zum erliegen. Die meisten Mitglieder wurden zur Wehrmacht eingezogen. Der Dienst für das Vaterland hatte nun Vorrang.

 

Mit dem Ende des Krieges kam auch das Ende für den Schützenverein Waldheil. Die Schützenvereine wurden verboten, das Vermögen eingezogen. Das Gasthaus "zum Anker" wurde 1945 von den Franzosen beschlagnahmt und der Kleinkaliberstand abgerissen.

 

Im Jahre 1951 wurde der Deutsche Schützenbund wieder errichtet, jedoch mit der Maßnahme, dass nur Druckluftwaffen ohne gezogene Läufe zugelassen sind.

 

Die Vorbereitung zur Wiedergründung der Schützenvereinigung "Waldheil" fand am 3. April 1953 im Gasthaus zum "Rheinischen Hof" statt. An dieser vorbereitenden Besprechung nahmen 29 Ehemalige und Interessierte teil.

Die offizielle Wiedergründung wurde danach am 17. Juli 1953 durchgeführt. Fünfzig am Schießsport interessierte Personen nahmen an dieser Versammlung teil.

 

Die erste Generalversammlung von "Waldheil" fand am 9. Januar 1954 im Gasthaus "Schwert" statt. Im Mittelpunkt stand die Neuwahl des Oberschützenmeisters. Die Mitglieder stimmten einmütig für Heinrich Kohr als 1. Vorsitzenden und Oberschützenmeister.

 

Zum neuen Vereinslokal wurde das Gasthaus "zum Kellersbild" (zum Schlappe) bestimmt. In den Nebenräumen baute der Verein seine Luftgewehranlage auf und begann mit dem Luftgewehrschießen. Die Mitgliederzahl konnte in kürzester Zeit auf 116 gesteigert werden.

 

Außer dem Schützenverein "Waldheil" gab es in der Weststadt noch die "Schützenvereinigung Baden-Baden". Deren ehemaliges Vereinslokal das Gasthaus zum "Schwert" war.

Nach der Wiedergründung schlossen sich beide Vereine zusammen. Einen außergewöhnlich wichtigen Punkt bei diesem Zusammenschluss nahm die wieder Inbesitznahme des einst der Schützenvereinigung gehörenden Schießstandes am "Kellersbild" ein. Dieser Schießstand der in vielen Arbeitsstunden und mit finanziellen Opfern von Schützen erstellt wurde, ist durch einen Überlassungsvertrag an die Kirchengemeinde St. Bernhard erhalten geblieben. Die Anlage wurde jedoch in der Zeit des allgemeinen Sportverbots in Deutschland von der Vermögensverwaltung beschlagnahmter Vermögen durch einen Erbpachtvertrag an die Kirchengemeinde veräußert. Wen man will durch den Umsturz 1945 unberechtigt enteignet und in andere Hände übergegangen. Versuche einer gütlicher Einigung sind erfolglos geblieben.

 

Nach langen Verhandlungen konnte wenigstens das ehemalige Schützenhaus wieder zurückerhalten werden.

 

Das alte Gelände jedoch konnte auf Grund des bestehenden Erbpachtvertrages nicht mehr zurück gegeben werden.. Viel Verständnis und großes Entgegenkommen für die Versetzung des gerade zurückerhaltenen Schützenhauses und den Bau eines Schießstandes, hatte der Verein bei der Staatlichen Forstverwaltung gefunden das sehr bemüht war für den Schützenverein passendes Gelände zu finden

 

Zum 50 jährigen Vereinsjubiläum sollte ein großes Schützenfest vom 30. Juni bis 2. Juli 1956 gefeiert werden. Unter großen Mühen wurde der Festplatz "Am Galgenbach" im großen Dollen von den Mitgliedern hergerichtet. Eine großes Festzelt mit Tanzbühne wurde erstellt, ein Glückshafen für die Besucher und Gäste und natürlich ein Preisschießen an allen Tagen durfte nicht fehlen. Es waren große Tage, der Verein war erfolgreich und zufrieden.

Erfolgreich konnte nun auch mit dem Staatl. Forstamt am 22. Oktober 1957 ein Gestattungsvertrag über die Verpachtung von 17 ar Waldbodenfläche abgeschlossen werden. Verpachtet wurden diese 17 ar Waldbodenfläche zur Errichtung eines Schützenhauses mit einer 50 Meter Schießbahn. Die Pacht wird auf Dauer von 20 Jahren abgeschlossen und endet am 31. März 1976. Wenn keine ernstliche Bedenken vorliegen kann die Erneuerung des Vertrages in Aussicht gestellt werden. Der jährliche Pachtpreis wird auf 17.-- DM festgesetzt.

 

Mit viel Mühe wurde das alte Schützenhaus am Kellersbild abgebrochen und auf dem neuen Schießplatz im Gewann "Hinterer Dollen" wieder aufgebaut. Unter großen Opfern wurde die neue, mustergültige Schießanlage errichtet.

 

Der Verein hatte wieder sein eigenes Schützenhaus. Der Schießbetrieb konnte aufgenommen werden und mit großem Engagement beteiligten sich die Aktiven im Schützenkreis "Hohenbaden" bei den gerade beginnenden Rundenwettkämpfen mit dem Luftgewehr.

 

Am 23. Juli 1965 wird der Vertrag mit dem Staatl. Forstamt für weitere 19 3/4 Jahre verlängert. Das Schützenhausgelände wird auf 44 ar erweitert. Der jährliche Pachtzins beträgt nunmehr 44.-- DM. Inzwischen wurde Heinrich Kohr der von 1953 bis 1958 dem Verein als Oberschützenmeister vorstand von Alfred Eberle abgelöst. Alfred Eberle leitet den Verein von 1958 bis 1960, danach übernimmt dieses Amt ab 1961 Albert Stadler.

 

Die nächsten Jahre vergehen. Waldheil nimmt regen Anteil an allen schießsportlichen Ereignissen. Man schickt Mannschaften in die Rundenwettkämpfe mit dem Kleinkaliber- und dem Luftgewehr. Die Erfolge bei Kreis- und Bezirksmeisterschaften bleiben nicht aus.

 

Selbst bei den Landesmeisterschaften des Südbadischen Sportschützenverbandes ist der Verein präsent. Das große Interesse von Jugendlichen wird eifrig im Verein gefördert. Waldheil hat wieder rund 100 Mitglieder, davon viele aktive Schützen. Kein Wunder also, dass das Schützenhaus zu klein wird. Das Schützenhaus soll um ein Obergeschoss mit Clubraum erweitert werden. Ebenso sind neue Toilettenanlagen in der Planung. Ein Nachtragsvertrag wird deshalb mit der Forstverwaltung abgeschlossen. Darin wird dem Verein gestattet die vorgesehenen Umbauten zu realisieren. Die Schützenvereinigung zahlt dafür ein einmaliges Gestattungsentgelt von 161.70 DM. Der Nachtragsvertrag hat eine Dauer von drei Jahren.

 

Im Frühjahr des gleichen Jahres musste aufgrund einer Auflage des Regierungs- präsidiums Karlsruhe der Schießbetrieb auf der Kleinkaliberanlage vollständig eingestellt werden. Die Sicherheitsbestimmungen haben nicht mehr den neuen Anforderungen entsprochen.

 

Wenn schon Umbauten, so ist die Meinung der Mitglieder und des Vorstandes, dann soll eine neue KK- Anlage gebaut und die Erweiterung der Luftgewehr-Standanlage im Untergeschossbereich mit durchgeführt werden. Der Verein plant für die Zukunft, ein größerer und geordneter Schießbetrieb kann mit einer neuen und größeren Anlage erreicht werden. Die Kosten waren aber enorm hoch. Allein die Luftgewehranlage war auf rund 25.000.-- DM veranschlagt.

 

Auf den neuen Vorstand mit Helmut Kohr als Oberschützenmeister kam bedeutende und viel Arbeit zu. Die vorgenommene Erneuerung der Schießanlage kostete den Verein eine große Summe. Die nächsten Jahre mussten auf der vorhandenen und nicht mehr zeitgerechten Anlage genutzt werden. Viele Vorstandssitzungen waren notwendig bis die Finanzierung für dieses Bauvorhaben feststand. Spenden bei den Mitgliedern wurden erbeten. Stadtverwaltung und der Badische Sportbund wurden angeschrieben um zu erfahren in welcher Höhe mit Zuschüsse gerechnet werden könne. Für die vorgesehenen sechs Kleinkaliber- und acht Luftgewehrstände, waren einschließlich Eigenmittel und Eigenarbeiten, 116.000.-- DM im Kostenvoranschlag des Architekten.

 

1975 war es dann endlich soweit. Mit dem Um- bzw. Neubau konnte begonnen werden. Die Finanzierung schien gesichert.

Trotz allen zugesagten Hilfsmitteln musste noch ein größerer Kredit aufgenommen werden.

Umzubauen waren immerhin 662 m3 Erde, die auch weggeschafft werden mussten. Unvorhergesehene Hilfe erhielt dabei der Schützenverein von den Franzosen, besser gesagt von den in Rastatt stationierten Pionieren, diese übernahmen mit ihrem schweren Gerät die komplette Planierung der Kleinkaliberanlage. Diese Maßnahme wurde von den französischen Offizieren als reine Ausbildung und Übung für ihre Soldaten angesehen. Die Kosten dafür waren für den finanzschwachen Verein gleich Null. Lediglich ein "Gutes Vesper" und der notwendige "Sprit" für die Geräte waren die Auslagen für diese Arbeit. Ein großes Dankeschön war den Franzosen sicher.

 

Trotz dieser großen Hilfe musste vieles noch in Eigenarbeit fertiggestellt werden. Nur sehr langsam gingen die Arbeiten vorwärts. Viel unvorhergesehenes kam noch hinzu, Felsboden zum Beispiel mit dem niemand mehr gerechnet hat. So zogen sich die Arbeiten die Jahre dahin.

 

Ein neuer Pachtvertrag mit der Forstverwaltung musste ebenfalls wieder abgeschlossen werden. Die Paragraphen blieben die gleichen. Der Vertrag gilt für 20 Jahre. Der Pachtzins allerdings wird zugunsten des Schützenvereins auf 20.-- DM jährlich reduziert. Sicherlich ein Verdienst des rührigen Oberschützenmeisters Helmut Kohr.

 

Im August 1979 bittet der Vorstand die Mitglieder ganz dringend um ihre Mithilfe. Die Arbeiten sollten doch fortgeführt werden. Spätestens Ende 1980 wollte man mit den Bauarbeiten abgeschlossen haben.

 

Mit einem Eigenaufwand von 5750 Arbeitsstunden aller freiwilligen Helfer und 146.000.-- DM Baukosten konnte dieses Jahrhundertwerk abgeschlossen werden. Was jetzt noch fehlte waren die Kleinkaliber und die neuen elektronischen Luftgewehrstände. Sechs komplette "Gehmann"-Stände mit einem zentralen Netzwerk und 5 elektronische Luftgewehrstände rundeten das Bauprogramm ab. Trotz dieser kostspieligen Baumaßnahme und trotz der Aufnahme eines Darlehens war man Stolz auf dieses gelungene Werk. Jetzt konnten die Aktiven wieder ihrem Sport nachgehen. Die ersten Trainingsabende bewiesen es. Alle waren wieder dabei und Hellauf begeistert von der neuen Schießanlage.

 

Die Luftgewehrschützen bekamen reichlich Nachwuchs. Das Interesse am Luftgewehrschießen nahm stark zu. Die 1980 errichteten 5 Luftgewehrstände reichten nicht mehr aus. Der Verein entschloss sich deshalb 1983 eine Luftgewehrhalle im Obergeschoss mit acht elektronischen Ständen zu bauen. Unter der Leitung des ersten Vorsitzenden Helmut Kohr und Bernhard Ihle wurde das Obergeschoss als Luftgewehrhalle ausgebaut. Die alte Luftgewehranlage im Untergeschoss hatte ausgedient. Aber auch die neue Schießhalle mit nunmehr acht Ständen brachte große Sorgen. Nicht nur dass die Helfer fehlten, auch das Geld wurde immer knapper. Wieder war der Verein gezwungen einen neuen Kredit zum Weiterbau aufzunehmen. Letztendlich wurde auch dies wieder geschafft. Im Dezember 1986 war das Schützenhaus, bis auf Kleinigkeiten, fast fertig.

Im Verein selbst und auch bei den Schützen war man froh, wieder an den schießsportlichen Wettkämpfen in den Disziplinen Kleinkaliber und Luftgewehr teilnehmen zu können. Was durch alle Baumaßnahmen etwas in den Hintergrund trat konnte nun wieder in den Vordergrund treten. Die Königsschießen und die damit verbundenen Königsfeiern waren wieder Höhepunkte im Vereinsleben für alle Mitglieder und deren Angehörigen.

 

Durch den frühen Tod des bisherigen Oberschützenmeisters und Motors im Verein Helmut Kohr (OSM 1975-1994), musste in der Generalversammlung im Jahr 1994 die Stelle neu besetzt werden. Die Mitglieder wählten als ihren ersten Vorsitzenden das langjährige Mitglied Heinz Brommer. H. Brommer leitete den Verein von 1994 - 1999. Auch er wurde durch den Tod abberufen.

 

Im Jahr 1998 hatte auch die Schützenvereinigung "Waldheil" mit den Unbilden der Natur zu kämpfen. Das damalige Hochwasser in Baden-Baden, ein nur lokales, aber gewaltiges Naturereignis, brachte den "Waldheil"-Schützen viel Arbeit. Große Teile der KK-Schießanlage waren mit Schlamm und Steinen überdeckt. Es konnte erst wieder geschossen werden, nachdem mehrere hundert Schubkarren Erde und Geröll abtransportiert waren.

 

Am 26. Dezember 1999 war es Orkan "Lothar", der das Dach der Luftgewehrhalle durch umstürzende Bäume schwer beschädigte. Große Teile des Platzes vor dem Schützenhaus und der Zufahrtweg waren mit entwurzelten Bäumen übersät. Es kostete viel Arbeit bis alle Schäden beseitigt waren.

 

Durch den frühen Tod von Heinz Brommer mußte 1999 die Vereinführung neu gewählt werden. Nachfolger von Heinz Brommer wurde als 1. Vorsitzender und Oberschützenmeister Norbert Stadler, ein Sohn des früheren Oberschützenmeisters Albert Stadler.

 

Trotz aller Arbeit übten die Schützen und nahmen an allen Wettkämpfen teil. Auch sonst war der Verein aktiv. Auf Anregung von Bernhard Ihle wurde beschlossen, die Königskette um eine dritte Kettenreihe zu erweitern. Es wurde gesammelt und so war es möglich, das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Es wurden 15 Münzen gefasst und an der Kette angebracht. Es sind Zwei-Mark-Stücke "Deutsches Reich" 1938 mit dem Bild "Paul von Hindenburg" in Silber. Alleine Frau Else Wiech, eine große Förderin des Vereins, hat acht Münzen gestiftet. Somit strahlt die Königskette seit 2003 in neuem Glanz.

 

Im September 2003 hat die Schützenvereinigung zum zweiten Mal die Stadtmeisterschaften ausgetragen und konnte sich über eine gelungene Veranstaltung und ein voll besetztes Schützenhaus bei der Siegerehrung freuen.

 

Auch das Jahr 2004 verlief durchweg positiv. Mit einem kleinen Fest wurde am 15. August der neue Fahnenschrank eingeweiht. Endlich hat die Fahne ihren Platz in der Schießhalle im Schützenhaus. Waldemar und Enrico Klinkhof haben den Fahnenschrank angefertigt und dem Verein gestiftet.

 

Seit Ende 2004 steht erneut ein Arbeitsgerüst an unserer Schießanlage. Die Blenden des KK-Standes müssen neu gestrichen werden und auch am Weg zum Schützenhaus gibt es weiter viel zu tun. Trotz alledem gehen die sportlichen Aktivitäten weiter und vor allen Dingen laufen die Vorbereitungen für das 100jährige Jubiläum von "Waldheil" im Jahr 2005.